Mythen über Windenergie

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Zum Thema Windenergie kursieren allerlei Behauptungen, die falsch oder tendenziös sind. An dieser Stelle möchten wir mit einigen dieser Mythen aufräumen.

Betrieb

Mythos: Windenergieanlagen können die Stromversorgung nicht sicherstellen.

In unseren Steckdosen kommt ein Strommix aus verschiedenen Quellen an. Im ersten Halbjahr 2024 wurde mit 65 % ein Rekord beim Anteil des Ökostroms festgestellt. Davon entfielen 34 % auf Strom von Windkraftanlagen, was 2 % über dem Wert des vorangegangenen Jahres liegt. 2023 lag die Windenergie mit 32 Prozent deutlich vor Braunkohle mit 17,7 Prozent (Strom-Report, 2024). Dies zeigt, dass die Windenergie eine wichtige Energiequelle in Deutschland ist. Auch der weitere Ausbau erneuerbarer Energien stellt kein Problem für die Versorgungssicherheit dar. Eine Studie des Frauenhofer Instituts für Solare Energiesysteme ergab, dass auch eine 100-prozentige Versorgung mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen möglich und sicher ist (Göke et al., 2021). Die Errichtung von Batteriespeichern ist ein weiterer wichtiger Baustein der Energiewende. Hier kann Strom aus Windkraft- und Solaranlagen gespeichert werden, wenn er gerade nicht benötigt wird. Dieser kann dann in Zeiten mit hohem Strombedarf, beispielsweise in den Abendstunden, ins Netz eingespeist werden. Diese Technologie sichert zum einen die Stromversorgung und stabilisiert außerdem das Stromnetz (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, 2024).

Batterie-Schema

Mythos: Die Windenergieanlagen stehen immer still.

Wenn die Windenergieanlagen immer stillstehen würden, könnten sie nicht mehr als 30 % des deutschen Stroms erzeugen. Gründe dafür, dass eine Anlage sich mal nicht dreht, können Wartungsarbeiten, zu hohe Windgeschwindigkeiten bei Sturm oder der Schutz von Vögeln und Fledermäusen zur Brutzeit sein. Außerdem werden die Windkraftanlagen automatisch abgeschaltet, wenn der Schattenwurfzeitraum auf umliegende Gebäude überschritten wird. Auch eine zu hohe Stromeinspeisung führt zur zeitweisen Abschaltung von Anlagen, da ansonsten eine Netzüberlastung droht. Eine Lösung hierfür ist ein großflächiger Netzausbau, damit der erzeugte Strom auch dorthin transportiert werden kann, wo er benötigt wird. Auch Batteriespeicher spielen hierbei eine Rolle, da sie Strom, der gerade nicht benötigt wird, speichern und ins Netz abgeben können, wenn dieser gebraucht wird (Bundesverband WindEnergie e.V., 2024).

Mythos: Windenergieanlagen können nicht recycelt werden.

Rund 90 Prozent der Bestandteile von Windkraftanlagen können nach dem Rückbau recycelt und als Sekundärrohstoffe wiederverwertet werden. Beton aus dem Fundament und dem Turm wird beispielsweise im Straßen- und Wegebau verwendet und der Stahl in der Stahlproduktion eingesetzt (Fachagentur Wind und Solar, 2024). Die Rotorblätter bestehen aus Verbundmaterialien wie glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) und werden zum Teil zur Wärmegewinnung oder als Ersatzbrennstoff in der Zementindustrie verwendet. Kohlenstofffaserverstärkte Kunststoffe (CFK) sind ein weiterer Bestandteil der Blätter. Hier gestaltet sich das Recycling noch etwas schwieriger, jedoch gibt es bereits vielversprechende Ansätze, bei denen unter anderem Teile für die Autoindustrie oder den 3D-Druck entstehen (Bundesverband WindEnergie e.V., 2023).

Mythen: Durch Windkraftanlagen entsteht Kohlendioxid.

Beim Bau von Windparks entsteht Kohlendioxid. Dies geschieht im Rahmen der Produktion der Anlagen, dem Transport der Komponenten und dem Bau (Umweltbundesamt, 2021). Die energetische Amortisationszeit beschreibt den Zeitpunkt, an dem eine Windkraftanlage die Energie, die für ihre Produktion benötigt wurde, wieder erzeugt, also „eingespielt“, hat. Bei Windkraftanlagen an Land beträgt dieser Zeitraum drei bis sieben Monate. Nach dieser Zeit erzeugt die Windenergieanlage sauberen Strom für durchschnittlich mindestens 20 Jahre (Agentur für Erneuerbare Energien, 2025). Der Betrieb der errichteten Anlagen verläuft ohne den Ausstoß von Kohlendioxid, im Gegensatz zu Gas- und Kohlekraftwerken. Jede Windenergieanlage, die einen fossilen Energieträger ersetzt, spart Kohlendioxid. Das sind pro Anlage jährlich bis zu 10.000 Tonnen CO2. Im Jahr 2023 betrug die CO2-Ersparnis durch Windkraft in Deutschland rund 108 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (Strom-Report, 2024).

Anlagen vor Ort

Mythos: Windkraftanlagen verschandeln die Landschaft.

Ob Windkraftanlagen als schön angesehen werden, liegt im Auge des Betrachters. Im Vergleich zu einem Kohletagebau mit einem riesigen Loch erscheint eine Windenergieanlage für die meisten Menschen annehmbarer. Für eine vollständige Energieversorgung mit erneuerbaren Energien reichen bereits 2 % der Landesfläche Deutschland aus, auf der Windkraftanlagen ihren Beitrag dazu leisten können. Die oftmals befürchtete „Verspargelung der Landschaft“ oder ein „Windrad-Wildwuchs“ ist weder nötig, noch wird dies umgesetzt. Dies wird durch die komplexen gesetzlichen Vorgaben für die Planung und Errichtung der Anlagen abgesichert (Fachagentur Wind und Solar, 2025). Die Anlagen können außerdem komplett zurückgebaut werden, sodass dann nichts mehr an deren Existenz erinnert. Eine weitere Möglichkeit bietet das Repowering. Hierbei werden alte Windenergieanlagen zurückgebaut und durch weniger, aber leistungsstärkere Anlagen ersetzt (Bundesverband WindEnergie e.V., 2024).

Mythos: Windenergie schadet dem Tourismus.

Windkraft und Tourismus können Hand in Hand gehen und tun das an vielen Orten bereits. In der Nähe von Windparks werden beispielsweise thematische Wanderwege angelegt, die sowohl Informationen zur Windenergie als auch zur Region beinhalten. ABO Energy hat beispielsweise die Energie-Erlebnis-Tour in Weilrod gestaltet, die auf fünf Kilometern viel Wissenswertes rund um das Thema Energienutzung für Jung und Alt bietet. Laut einer Studie nannten knapp 98 Prozent der Schleswig-Holstein-Urlauberinnen und -Urlauber keine landschaftsbezogenen Gründe, weshalb sie Schleswig-Holstein nicht nochmal besuchen würden. Nur ein bis zwei Prozent der Befragten würden dieses Bundesland aufgrund der Windkraft nicht mehr besuchen wollen (Tourismusverband Schleswig-Holstein e.V., 2014).

 

Mythos: Es entstehen große Mengen an Abrieb durch Windenergieanlagen.

Insbesondere die Rotorblätter von Windkraftanlagen sind Umwelteinflüssen ausgeliefert, die das Material angreifen. Der Verschleiß, der durch den Abrieb der Blattoberfläche an der Vorderkante der Rotorblätter entsteht, tritt meist an den Blattspitzen auf. Im Betrieb erreichen die Blattspitzen Höchstgeschwindigkeiten von 250 bis 360 Kilometern pro Stunde. Bei dieser Geschwindigkeit wirken Regentropfen, kleine Staubpartikel, Salz oder Umweltchemikalien auf das Blattmaterial ein und es können sich kleine Partikel aus der äußersten Materialschicht des Blattes lösen. Derzeit existieren keine genauen Untersuchungen zur Menge der abgelösten Partikel bei Windkraftanlagen. Schätzungen gehen von einem jährlichen Materialverlust von 2,74 Kilogramm pro Windkraftanlage aus. Bei Betrachtung aller 28.611 Windenergieanlagen in Deutschland (Stand: Juli 2024) entsteht folglich ein Abrieb von rund 78.400 Kilogramm pro Jahr. Zum Vergleich: Die Abriebwerte von Reifen belaufen sich jährlich auf etwa 102.090.000 Kilogramm (Bundesverband WindEnergie e.V., 2024). Außerdem ist die Konzentration der Partikel gering, da sie sich in großer Höhe lösen und vom Wind verteilt werden. Der Abrieb führt über die Zeit zu einer Verschlechterung der Aerodynamik des Rotorblattes und folglich zum Ertragsverlust der Anlage. Auch aus diesem Grund werden die Anlagen mitsamt den Rotorblättern regelmäßig kontrolliert und Maßnahmen zur Instandhaltung umgesetzt. Dazu gehört das Auftragen von Schutzlacken oder Schutzfolien oder bei starken Beschädigungen der Austausch von Rotorblättern.

 

Mythos: Windenergieanlagen blinken die ganze Nacht und der Schattenwurf belästigt Anwohnerinnen und Anwohner.

Die bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung ist seit 2025 verpflichtend für Windkraftanlagen. Das bedeutet, dass die Lichtsignale an den Anlagen bei Dunkelheit nur noch dann angeschaltet werden, wenn sich ein Flugobjekt nähert. Damit verringern sich die Lichtemissionen um gut 90 %. Bei neu errichteten Anlagen wird dieses System standardmäßig verbaut und auch Bestandsanlagen werden umgerüstet (Bundesverband WindEnergie e.V., 2024).

Tagsüber werfen die Rotoren, je nach Stand der Sonne, Schatten auf die Umgebung. Das kann für Anwohnerinnen und Anwohner unangenehm sein. Deswegen ist die maximal zulässige Belästigung strikt limitiert. Wirft eine Windkraftanlage an einem einzelnen Tag mehr als 30 Minuten lang Schatten auf ein Wohnhaus, wird die Anlage automatisch abgeschaltet. Das gleiche gilt, wenn die Belastung durch Schattenwurf innerhalb eines Jahres 30 Stunden erreicht hat (Bundesverband WindEnergie e.V., 2024).

 

Mythos: Durch Windkraftananlagen entsteht krank machender Infraschall.

Bislang gibt es keinerlei seriöse wissenschaftliche Hinweise darauf, dass Infraschall krank macht. Infraschall ist für das menschliche Ohr nicht wahrnehmbarer Schall unterhalb der Frequenz von 20 Hertz. Viele natürliche Quellen (wie etwa böiger Wind und hoher Seegang), aber auch Autos oder Flugzeuge erzeugen Infraschall. Die Emission durch Windkraftanlagen ist dagegen gering. Schon in wenigen hundert Metern Entfernung ist kaum noch zu unterscheiden, ob Infraschall von einem Windrad oder von einer anderen Quelle – zum Beispiel dem Wind – verursacht wird (Fachagentur Wind und Solar, 2025). Das belegen zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, wie zum Beispiel die 2020 erschienene Studie der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg.

Natur- und Artenschutz

Mythos: Viele Vögel sterben an Windkraftanlagen.

In Studien wurde nachgewiesen, dass Vögel Windenergieanlagen ausweichen. Wenn sie die Anlagen jedoch zu spät wahrnehmen, können sie an ihnen zu Schaden kommen. Naturschützer des NABU sprechen von einer Vogelschlagzahl „irgendwo zwischen 10.000 und 100.000 pro Jahr“ (Mayer, A., 2017). Im Vergleich zu 115 Millionen Schlagopfern durch Glasscheiben an Gebäuden oder 70 Millionen Vögeln, die im Verkehrsbereich sterben, ist die Zahl bei Windkraftanlagen dennoch gering (Bundesverband WindEnergie e.V., 2019). Um die Zahl der Schlagopfer weiter zu senken, werden Windkraftanlagen außerdem in Zeiten erhöhter Flugaktivität (z. B. in der Dämmerung) abgeschaltet. Für den Bau von Windkraftanlagen werden ökologische Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt, wie beispielsweise die Aufstellung von Greifvogelstangen oder die Pflanzung von Streuobstwiesen. So werden im Zuge des Ausbaus der erneuerbaren Energien neue Biotope und Räume für Tiere geschaffen.

 

Mythos: Für Windkraftanlagen wird wertvoller Wald abgeholzt.

Windenergieanlagen werden ausschließlich in forstwirtschaftlich genutzten Wäldern errichtet. Gebiete mit wertvollen Laub- und Mischwäldern oder Schutzgebiete mit hoher ökologischer Wertigkeit für Mensch und Tier sind grundsätzlich als Standorte auf Windenergie ausgeschlossen. Oftmals werden bereits existierende Kahlflächen, die durch Dürre oder Schädlinge verursacht wurden, und bestehende forstwirtschaftliche Wege genutzt. Somit sind nur kleinflächige Rodungen nötig. Lediglich eine Fläche von circa einem halben Hektar an der Anlage muss dauerhaft frei bleiben. Alle übrigen Bereiche, die für den Bau freigelegt werden mussten, werden naturnah und klimaresistent aufgeforstet (Fachagentur Windenergie an Land, 2023).

Kontakt

Caroline Pilz

Caroline Pilz

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Fax +49 611 267 65-599
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